1.940 Einsätze für Seeleute, Fischer, Passagiere und Wassersportler
Neuer DGzRS-Botschafter ist die norddeutsche Erfolgsband „Santiano“
Auf Nord- und Ostsee sind die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) im Jahr 2023 nahezu 1.940 Mal im Einsatz gewesen. Die Seenotretter haben dabei mehr als 3.500 Menschen geholfen. Damit hatten sie auf ihren Stationen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern etwas mehr Arbeit als im Vorjahr. Allein rund 500 Menschen musste die DGzRS aus Seenot retten oder Gefahr befreien, deutlich mehr als 2022. Seit ihrer Gründung vor mehr als 158 Jahren zählt die Statistik der Seenotretter mehr als 86.800 Gerettete – nach wie vor ohne jegliche staatlich-öffentliche Mittel zu beanspruchen.
Die Seenotretter kamen zahlreichen Fischereifahrzeugen und ihren Besatzungen zu Hilfe, waren viele Male für Seeleute von Handelsschiffen oder Passagiere von Fähren und Fahrgastschiffen im Einsatz. Auch Menschen, die Wassersport betreiben oder an der Küste Erholung suchen, konnten sich erneut auf die Hilfe der DGzRS-Besatzungen verlassen.
Die Kollision der Frachtschiffe „Verity“ und „Polesie“ in der Deutschen Bucht Ende Oktober 2023 hatte einen der umfangreichsten Einsätze der Seenotretter in den vergangenen Jahren zur Folge. Die von der DGzRS betriebene Rettungsleitstelle See hatte, entsprechend ihrer Zuständigkeit, sämtliche Such- und Rettungsmaßnahmen während des mehr als 18-stündigen Einsatzes mit rund 25 Schiffen und Luftfahrzeugen koordiniert. Zwei Seeleute wurden gerettet, fünf weitere kamen beim Untergang der „Verity“ ums Leben.
Insgesamt haben die Besatzungen der 60 Seenotrettungskreuzer und -boote im vergangenen Jahr 1.938 Einsätze gefahren (Vorjahr: 1.883 Einsätze, Details siehe Anhang). Dabei halfen sie insgesamt 3.532 (3.289) Menschen. Allein 103 (91) von ihnen wurden aus Seenot gerettet, weitere 402 (306) aus Gefahr befreit.
Erfolgsband „Santiano“ folgt als ehrenamtlicher Botschafter auf Linus Erdmann
Besondere Unterstützung erfuhren die Seenotretter im abgelaufenen Jahr durch ihren Botschafter Linus Erdmann. Der achtfache und amtierende deutsche Kitesurfmeister unterstützte die DGzRS bei Veranstaltungen, Filmdrehs und in der Prävention. „Trotz größter Umsicht und bester Vorbereitung kann Wassersportlern wie mir, aber auch allen Seeleuten schnell etwas Unvorhergesehenes passieren. Deshalb ist es so gut, dass die Seenotretter immer und für alle auf See gleichermaßen da sind“, sagt Erdmann.
Neuer ehrenamtlicher Botschafter der Seenotretter ab 2024 ist die norddeutsche Erfolgsband „Santiano“. Seit der allerersten Tournee nach dem musikalischen Durchbruch vor elf Jahren ist ein Sammelschiffchen bei allen Konzerten der Musiker aus dem Norden Schleswig-Holsteins dabei. Jahr für Jahr rundet die Band die Spenden ihrer Fans großzügig auf. „Als Menschen, die selbst sehr viel Zeit auf See verbringen, wissen wir die Seenotretter sehr zu schätzen. Vor ihrer selbstlosen, herausfordernden und zutiefst menschlichen Leistung ziehen wir unseren Hut“, sagt Sänger Björn Both anerkennend über die Arbeit der DGzRS.
Geiger Pete Sage hat im Frühjahr 2023 am eigenen Leib erfahren, wie wichtig die Seenotretter sind. Die Besatzung des Seenotrettungskreuzers BERLIN/Station Laboe rettete ihn und seine Frau nach dem Untergang ihrer Segelyacht aus der Kieler Bucht. Plötzlicher starker Wassereinbruch hatte die beiden dazu gezwungen, ihr Schiff zu verlassen. „Die Seenotretter haben uns das Leben gerettet. Sie haben uns bilderbuchmäßig und fürsorglich betreut. Ich bin glücklich und begeistert über so fähige Leute“, dankt Pete Sage für den Einsatz.
„Santiano“ ist der 25. ehrenamtliche Botschafter der Seenotretter. Die Reihe begann im Jahr 2000 ebenfalls musikalisch mit Liedermacher Reinhard Mey.
Modernisierung der Rettungsflotte schreitet voran
Durchschnittlich 30 Jahre lang sind die Rettungseinheiten der DGzRS im harten Einsatz auf Nord- und Ostsee. Entsprechend müssen die Seenotretter fortlaufend ältere Seenotrettungskreuzer und -boote durch moderne Neubauten ersetzen. „Zweckgebundene Erbschaften helfen uns dabei ebenso wie die beständige Spendenbereitschaft vieler einzelner Menschen im ganzen Land, die zusammen Großes bewirken“, erläutert DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler.
2023 nahmen drei neue Seenotrettungsboote ihren Dienst auf. Die Station Neuharlingersiel hat den jüngsten 10,1-Meter-Neubau erhalten. In Wustrow auf dem Fischland wurde das Typschiff der neuen 8,4-Meter-Klasse stationiert, samt Spezialtrailer und Traktor. Die besondere mobile Technik ist notwendig, weil die Seenotretter dort in zwei Revieren im Einsatz sind, sowohl auf der Ostsee als auch auf den rückwärtigen Bodden. Die Station Schilksee hat ein neues 8,9-Meter-Seenotrettungsboot erhalten, das die Einsatzmöglichkeiten auf der Kieler Förde und in der Kieler Bucht vor allem aufgrund seiner hohen Geschwindigkeit erweitert. Ein Schwesterschiff wird in Kürze auf der Station Fehmarn mit Liegeplatz in Burgstaaken eingesetzt.
Tag der Seenotretter ein großer Erfolg
Mehr als 40.000 Menschen haben sich 2023 am Tag der Seenotretter, dem letzten Sonntag im Juli, über die Arbeit der DGzRS auf Nord- und Ostsee informiert. Die Seenotretter demonstrierten bei der 25. Auflage ihres Aktionstages unmittelbar an der Küste ihre Technik, Leistungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft. Nächster Tag der Seenotretter ist am Sonntag, 28. Juli 2024.
Einsatzzahlen im Detail:
Im Jahr 2023 haben die Besatzungen der rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote in Nord- und Ostsee bei insgesamt 1.938 Einsätzen (2022: 1.883 Einsätze) 3.532 (3.289) Menschen Hilfe geleistet. Im Einzelnen haben sie (Vorjahreszahlen in Klammern)
• 103 (91) Menschen aus Seenot gerettet,
• 402 (306) Menschen aus drohender Gefahr befreit,
• 304 (361) Mal erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen
zum Festland transportiert,
• 40 (39) Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt,
• 986 (920) Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art erbracht sowie
• 607 (564) Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten absolviert.
In vielen Fällen griffen die Seenotretter frühzeitig ein und begrenzten so Schäden bereits im Vorfeld. Zudem sind sie mehr als 2.500 Mal in ihren Revieren zwischen Borkum im Westen und Ueckermünde im Osten auf Kontrollfahrt gegangen.
Seit ihrer Gründung am 29. Mai 1865 hat die DGzRS bis Ende 2023 insgesamt 86.826 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahrensituationen auf See befreit. Das entspricht in etwa der gesamten Bevölkerung der Städte Gießen (Hessen), Villingen-Schwenningen (Baden-Württemberg), Lünen (Nordrhein-Westfalen) oder Flensburg (Schleswig-Holstein).
Die Einsatzzahlen verteilen sich auf die einzelnen Küsten wie folgt:
Niedersächsische Nordseeküste
Die Besatzungen der an der niedersächsischen Küste stationierten Seenotrettungskreuzer und -boote haben bei 578 (592) Einsätzen 1.066 (1.134) Menschen geholfen. Davon wurden 39 (30) Menschen aus Seenot gerettet und 97 (63) weitere aus Gefahrensituationen befreit.
Schleswig-Holsteinische Nordseeküste
Die Seenotretter der Stationen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste waren 199 (188) Mal im Einsatz und halfen 317 (330) Menschen. Davon wurde 1 (6) Mensch aus Seenot gerettet und 98 (22) weitere aus Gefahrensituationen befreit.
Schleswig-Holsteinische Ostseeküste
An der Ostseeküste Schleswig-Holsteins waren die Seenotretter 689 (642) Mal im Einsatz für 1.176 (967) Menschen. Sie retteten 49 (39) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 144 (116) aus Gefahrensituationen.
Mecklenburg-Vorpommersche Ostseeküste
In Mecklenburg-Vorpommern waren die Seenotretter zu 472 (461) Einsatzfahrten für 973 (858) Menschen unterwegs. Sie retteten 14 (16) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 63 (105) aus Gefahrensituationen.
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Auf Nord- und Ostsee sind die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) im Jahr 2023 nahezu 1.940 Mal im Einsatz gewesen. Neuer ehrenamtlicher Botschafter der Seenotretter ab 2024 ist die norddeutsche Erfolgsband „Santiano“ (v.l.): Hans-Timm „Timsen“ Hinrichsen, Björn Both, Peter David „Pete“ Sage und Axel Stosberg vor dem Seenotrettungskreuzer BERLIN.
Bericht: Christian Stipeldey, Pressestelle DGzRS
Bild: Die Seenotretter (DGzRS)
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