Freiwillige Feuerwehrleute sind in der Regel keine Traumtänzer träumen jedoch hin und wieder von neuen Einsatzfahrzeugen, größeren Gerätehäusern oder Ausrüstungsgegenständen nach neuestem Stand der Technik.
Die Erfüllung derartiger Träume scheitern in der Realität meistens an den finanziellen Möglichkeiten der Städte und Gemeinden, die Träger der Feuerwehren sind.
Estorfs Ortsbrandmeister Bastian Eckhoff hatte seit geraumer Zeit auch einen Traum im Zusammenhang mit seiner Ortsfeuerwehr und zwar den Traum vom Fliegen, genauer gesagt den Traum vom Feuerwehr-Flieger in Gestalt einer Drohne.
Im Oktober 2022 war die Traum-Phase nahezu überwunden und die Pläne vom Feuerwehr-Flieger für die Feuerwehr Estorf wurden konkreter.
Das Projekt Feuerwehr-Drohne wurde sowohl innerhalb der Feuerwehr als auch zusammen mit dem Estorfer Feuerwehr-Förderverein ernsthaft und intensiv diskutiert sowie nach reiflichen Überlegungen und Gesprächen mit der Samtgemeinde-Feuerwehr Oldendorf-Himmelpforten vorangetrieben.
Die erste Feuerwehr-Drohne im Landkreis Stade hatte zuvor die Feuerwehr Harsefeld im Jahr 2020 in Dienst gestellt. Die Anschaffung der Harsefelder Drohne wurde damals durch eine Spende der DOW Ohrensen ermöglicht.
DOW hat als ein weltweit agierendes Unternehmen nicht nur den Fokus auf globale und nationale wirtschaftliche Projekte gerichtet, sondern hat als großer Arbeitgeber im Landkreis Stade durch seine lokalen Fördermaßnahmen und Spendenprogramme bereits mehrfach auch die ehrenamtlichen Brandschützer in unserer Region zum Wohle der Allgemeinheit unterstützt.
Nachdem in 2023 die Feuerwehr Agathenburg durch die DOW bei der Anschaffung von Großtierrettungs-Gerätschaften gefördert wurde, kam jetzt die Feuerwehr Estorf zusammen mit ihrem Förderverein in den Genuss einer Spende der DOW Stade in Höhe von 9.000 Euro zwecks Anschaffung einer Feuerwehr-Drohne.
Dr. Neldes J. Hovestad, Werkleiter Dow Stade, liess es sich nicht nehmen die neue Drohne persönlich an die Feuerwehr Estorf zu überreichen.
Dabei nutzte er die Gelegenheit sich aus erster Hand am Estorfer Feuerwehrgerätehaus über den neuen Feuerwehr-Flieger und den Werdegang des Anschaffungsprozesses zu informieren.
Bastian Eckhoff und einige Feuerwehrkameraden vom neu gebildeten Drohnen-Team erläuterten die Vorzüge und technischen Eigenschaften ihres neuen Überfliegers und berichteten wie der Traum von der Feuerwehr-Drohne mit Hilfe des lokalen DOW Spendenprogramms und weiterer Förderer für die Estorfer Wehr Realität wurde.
Ursprünglich war eine Drohne im Wert von rund 9.000 Euro im Visier der Estorfer Feuerwehr gewesen und daher ein Förderantrag in dieser Höhe bei der DOW Stade eingereicht worden.
Fortschritte in der Drohnen-Technologie hatten dann dazu geführt, dass die Estorfer sich nach Abgabe des Förderantrags für ein stabileres und leistungsfähigeres Modell entschieden hatten.
Die Wahl fiel am Ende auf eine Drohne vom Typ Matrice M30T, die von der Firma Drohne 112 für Feuerwehrzwecke optimiert wurde.
Die M30T, die über eine Zoom-Kamera, Weitwinkelkamera, einen Laser-Distanzmesser und integrierte Wärmebildkamera (640×512) verfügt, kann bei einer Reichweite bis zu acht Kilometern maximal eine Geschwindigkeit von 82 km/h erreichen. Zwei Akkus liefern Strom, der eine Flugdauer von maximal 41 Minuten mit einer Akkuladung ermöglicht.
Die Kameras ermöglichen die Aufnahmen von Bildern, Videos und Messdaten, die sowohl auf dem Display der Steuereinheit des Drohnen-Piloten als auch auf einem großen TV-Monitor, der in einem Einsatzfahrzeug installiert wird, angezeigt werden.
Die Kopplung mit dem Großbild-Monitor schafft die Möglichkeit, dass neben dem eigentlichen Piloten weitere Einsatzkräfte und Führungskräfte an der Sichtung und Auswertung des Bildmaterials beteiligt werden können.
Der Einsatz von Drohnen bei der Feuerwehr stellt eine neue Dimension dar und schafft im wahrsten Sinne des Wortes nicht nur völlig neue Perspektiven sondern dient natürlich der Unterstützung der Einsatzkräfte am Boden.
Bei Großbränden, Vegetationsbränden, Gefahrgutunfällen und Überschwemmungen kann durch Drohnen eine Erkundung der Schadensstellen aus sicherer Entfernung erfolgen.
Drohnen kommen vermehrt bei Personensuchen zum Einsatz, da innerhalb kurzer Zeit große Flächen aus der Luft abgesucht werden können.
Wie aktuell das Thema Personensuche mittels Drohne werden würde, ahnte die Feuerwehr Estorf noch nicht, als ihre neue Drohne am 1. April 2024 bei der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle in Stade-Wiepenkathen offiziell als einsatzbereit registriert wurde.
Vorausgegangen war das Drohnen-Piloten-Training von ursprünglich sechs Feuerwehrkameraden durch zwei Trainer der Ausrüsterfirma.
Die ausgebildeten sechs Kameraden fungierten danach als Multiplikatoren und konnten ihre erlangten Kenntnisse an weitere Kameraden der Drohnen-Gruppe weitergeben.
Online-Trainingskurse, die Ausstattung mit weiteren Akkus und des TV-Monitors sowie Beschaffung von Funktionswesten für die Drohnen-Piloten komplettierten die Vorbereitung.
Wie wichtig und wertvoll eine gute Vorbereitung und das Training ist, zeigte sich kurz nach der offiziellen Indienststellung der Drohne. Im April dieses Jahres wurde die Drohnen-Gruppe der Feuerwehr Estorf alarmiert um bei der Suche nach dem vermissten Arian aus Elm mitzuwirken.
Quasi aus dem Stand heraus wurde die Drohnen-Gruppe Estorf von Beginn an in die größte und aufwändigste Personensuche, die bisher jemals in Deutschland organisiert wurde, miteinbezogen.
Bis zum Ende der Suchaktion war die neue Feuerwehr-Drohne und ihre Piloten nahezu Tag und Nacht unentwegt im Einsatz. Dieser unermüdliche Einsatz wurde auch in einer RTL Live-TV-Berichterstattung über das Estorfer Feuerwehr-Drohnen-Team dokumentiert.
Am 1. Juli 2024 gab es dann endlich das erste große Erfolgserlebnis für die Feuerwehr-Überflieger. Bei einer nächtlichen Personensuche in Heinbockel konnte eine vermisste Person mit Hilfe der Wärmebildkamera der Drohne bereits sieben Minuten nach Start der Drohne gefunden und dem Rettungsdienst übergeben werden.
Alle Kosten, Mühen und Trainingsstunden ergeben einen Sinn, wenn derartige Erfolge erzielt werden können.
Insgesamt kostete die neue Drohne inklusive Ausbildung, Trainingseinheiten und Zusatzausrüstung rund 16.000 Euro.
In seiner Eigenschaft als Ortsbrandmeister und Mitglied des Feuerwehr-Fördervereins bedankte sich Bastian Eckhoff bei Dr. Neldes J. Hovestad für die Spende der DOW Stade, die den Löwenanteil der Anschaffungskosten abdecken konnte.
Der Dank der 73 Fördervereinsmitglieder und der 40 Mitglieder der Ortsfeuerwehr Estorf geht darüber hinaus auch an die Reederei tom Wörden für eine Spende in Höhe von 500 Euro, die Volksbank eG Fredenbeck-Oldendorf-Ahlerstedt, Edeka Tiedemann Oldendorf, die Gemeinde Estorf jeweils für eine Spende in Höhe von 1.000 Euro, an einen privaten Spender für eine Spende in Höhe von 2.000 Euro sowie an weitere Spender.
Gemeinsam konnten alle Spenden dazu beitragen, dass der Traum von der Anschaffung einer Drohne für die Feuerwehr Estorf Wirklichkeit werden konnte.
Dr. Neldes J. Hovestad zeigte sich beeindruckt vom Resultat der gemeinschaftlichen Anstrengungen und dem Engagement der ehrenamtlichen Feuerwehrleute und wies darauf hin, dass sein Unternehmen als bedeutender Arbeitgeber in der Region nicht nur auf das Wohl der eigenen Mitarbeiter an ihren Arbeitsplätzen bedacht sei, sondern auch bestrebt sei das Wohl der Mitarbeiter an ihren Wohnorten zu fördern. Das Projekt zur Anschaffung der Feuerwehr-Drohne sei eine tolle Initiative, die es verdient hat mit Spendergeldern gefördert zu werden.
Nach sechs Monaten hat die Feuerwehr-Drohne bereits 600 Flugstunden absolviert.
Das Drohnen-Team der Feuerwehr Estorf verfügt mittlerweile über 19 ausgebildete Drohnen-Piloten und steht abrufbereit Tag und Nacht für Einsätze zur Verfügung.
Als erste und einzige Drohnen-Gruppe in der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten sind die Estorfer Spezialisten gewissermaßen die offiziell genehmigten Überflieger in der Samtgemeinde Feuerwehr.
Für die nötige Bodenhaftung sorgt in Zweifelsfällen gegebenenfalls das Feuerwehr Samtgemeinde Kommando und bei jedem Flug der registrierten Drohne die Überwachung durch die Flugsicherheitsbehörden.
Auch für Einsätze außerhalb der Samtgemeinde im Gebiet des Landkreises Stade oder jenseits der Kreisgrenzen stehen sie natürlich ebenfalls bereit, wenn sie gerufen werden.
Trotz der Faszination, die die neuzeitliche Feuerwehr-Technik ausstrahlt, und dem Spaß am Fliegen mit ihrer Drohne freuen sich die Aktiven der Estorfer Feuerwehr, so wie alle Feuerwehrleute, wenn der Feuerwehr-Flieger nicht wegen eines Notfall-Einsatzes in den Himmel starten muss.
„Hals- und Beinbruch“ wünschen sinngemäß alle Feuerwehrkameraden aus der Samtgemeinde.
Fotos:
Foto 1: Drohnen-Gruppe Feuerwehr Estorf. Überreichung der neuen Feuerwehr-Drohne von DOW Stade Werksleiter Dr. Neldes J. Hovestad (im Bild 2. von links) an Ortsbrandmeister Bastian Eckhoff (im Bild 3. von links).
Bericht: Rolf Hillyer-Funke, Pr.Beauftr.FF SG Oldendorf-Himmelpforten
Bild: Rolf Hillyer-Funke, Pr.Beauftr.FF SG Oldendorf-Himmelpforten